„Heimat ist auch keine Lösung“Musikalische Expedition in Bochum
…Nebel wabert in die Zuschauerreihen. Voll steht der Mond am Bühnenhimmel. Der erste Blick zeigt: Hier geht es um große Gefühle. Die Sehnsucht nach der Ferne und das Heimweh haben durch alle Zeiten Stoff genug geboten für Dichter und Sänger. Schauspieler Thomas Anzenhofer hat die musikalische Expedition in die Fremde konzipiert und auch die Reiseleitung übernommen.
Als Johnny Cash sorgt der Schauspieler seit Jahren für ein volles Schauspielhaus. Nicht nur wegen des großen Jubels bei der Premiere am Samstag besteht kein Zweifel, dass Anzenhofer mit dem von ihm konzipierten, neuen Liederabend einen ähnlich großen Erfolg haben wird.
Thomas Anzenhofer , Michael Schütz und Dagny Dewath machen gar nicht erst den Versuch, eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen. Die Lieder kommen aus Russland, Griechenland oder Kuba, sind Volkslieder, amerikanischer Blues oder Deutschrock, vereinen Friedrich Nietzsche, The Doors und Udo Jürgens. Dennoch fügt sich alles zu einem rundum stimmigen Abend, der große Gefühle nicht scheut, diese aber oft mit Ironie und leisem Witz kommentiert. Etwa, wenn Michael Schütz „Land in Sicht“ von Ton Steine Scherben singt. Oder Dagny Dewath in einem der vielen Koffer eine Alpenkulisse samt Gartenzwerg präsentiert. Da mischt sich dann „Sweet Home Alabama“ mit bayrischer Jodelkunst.
Erzählerische Elemente entstehen durch Videoeinsatz ( Stephan Komitsch von Impulskontrolle). Die drei Schauspieler bedienen auf der Bühne zwei Kameras und liefern so auf fantasievolle Weise Kommentare, Bebilderung oder Verständigungshilfe bei fremdsprachigen Texten.
Nicht zuletzt gilt es, die fünf Musiker unter Leitung von Torsten Kindermann zu rühmen. Wie sie in jeder Musikrichtung zuhause sind, wie scheinbar jeder jedes der vielen Instrumente von der Flöte über die E-Gitarre bis zum Kontrabass beherrscht, das ist einfach großartig.
Von Ronny von Wangenheim (Ruhrnachrichten)
…Thomas Anzenhofers über volle zwei Stunden bannender, berührender, aufrüttelnder Abend über Heimat und Fremde, über Fernweh und die unstillbare Sehnsucht nach Heimat gerade bei denen,die ihre alte Heimat verlassen und noch keine neue gefunden haben, endet mit Monty Pythons“Galaxy Song“. Es hätte auch die letzte Strophe des im ersten Teil vor der Pause rezitierten Gedichts „In der Fremde“ von Franz Grillparzer sein können: „Wo also willst du weilen? Wo findest du die Rast, wenn überall du nur die Fremde,/Die Heimat nirgend hast!“
(Pitt Hermann-Herner Sonntagsnachrichten)
…An einem Tisch in der Bühnenecke zaubern die Darsteller mit Hilfe einer Videokamera, einiger Zettel und Zeitungsausschnitte, einer Landkarte, einer Glasplatte, Sand und Wasser kunstvolle Projektionen. So schaffen sie eine Atmosphäre allgegenwärtiger Heimatlosigkeit und ein Gefühl unbestimmter Sehnsucht…
(www.kulturkenner)
…Was einen am meisten beeindruckt ist diese wundervolle und zeitlose Auswahl der Lieder dieses Abends, das jedes für sich ein kleines Erlebnis, ein kurzes Stück dieser Expedition darstellt…
(Coolibri)