Solo für Kruske
eine musikalische Kriminallesung mit Videobeweis
Text: Anzenhofer, Musik: Dosdogru / Scheipner
…ein nicht immer ganz nüchterner Kommissar namens Paul Kruske, viele Bochumer Bezüge, ein durchgeknallter Jazzgitarrist, der vom Hardcoresozialist zum Reichsbürger mutiert ist, zwei verstümmelte Frauenleichen und ein Musikforum, das während Shostakovichs „Leningrader“ in die Luft fliegen soll, plus einige Anspielungen auf heutige Geschmacksverirrungen und ähnliche Gesellschaftsphänomene. Und natürlich viel Musik von Jazz bis Wagner.
Kommentiert und geschmackvoll bebildert mit Live -Videos.
Premiere: 30.12.2018 Urban Urtyp, Christuskirche Bochum
nächste Vorstellungen in den Kammerspielen Schauspielhaus Bochum
Der WDR produziert 2019 ein Hörspiel von „Solo für Kruske“
Mit: Thomas Anzenhofer Erzähler und Videonist
Tarik Dosdogru: Vibraphon
Rudi Scheipner: Bassklarinette und Tenorsax
Christoph Kammer: Bass
Thomas Anzenhofer mit seinem „Solo für Kruske“ erneut in den Kammerspielen gefeiert.
Ein Kleinod in der Flut der Regionalkrimis
Zum wiederholten Mal war der in Bochum bestens bekannte Schauspieler Thomas Anzenhofer jüngst in den Kammerspielen des Schauspielhauses zu Gast, um ein „Solo für Kruske“ zu zelebrieren. Wem der Ermittler Kruske – eher ein Antiheld – ans Herz gewachsen ist, für den gibt es gute Nachrichten: Der WDR plant die Produktion eines Hörspiels.
Ein besonderer Genuss ist Kruske allerdings als „Live-Krimi-Lesung mit Videobeweis“, wovon sich das Publikum in den erneut ausverkauften Kammerspielen überzeugen konnte. Anzenhofer, der die Geschichten um den von Suchtproblemen gebeutelten Kommissar auch selbst schreibt, filmt live und erzeugt dabei die Bilder, die die originelle Geschichte illustrieren. Mit verblüffend einfachen Mitteln entstehen so interessante Effekte, etwa wenn eine Glasscheibe mit Wasser besprüht wird, um Regen zu simulieren. Besonders schön: Kruskes Lieblingsband „Tilda at 4 am“ steht leibhaftig auf der Bühne und unterlegt die Lesung mit geschmackvollem Jazz – zu anspruchsvoll fürs Formatradio, nicht avantgardistisch genug für Jazz-Hipster.
Und so sind auch die Geschichten um Kruske: Sie erfüllen auf jeden Fall die Konventionen des Krimi-Genres, sind aber deutlich sorgfältiger gearbeitet als die Regionalkrimi-Konfektion – Seitenhiebe auf in Bochum ansässige Unternehmern und die Tempel der Hoch- und Populärkultur inklusive.
Der ohnehin eher wacklig im Leben stehende Kruske wird im neuesten Fall mit zwei Morden konfrontiert, die sein Leben unmittelbar berühren: Mit beiden Frauen war er eine Zeit lang liiert. Dass ihn auch mit dem Täter einiges verbindet, gibt dem Fall zum Ende hin noch einmal richtig Drive. Fazit: Mit diesem Chaoten Kruske verbringen wir gerne unsere Zeit – und wünschen uns noch so manche Fortsetzung.
Nathalie Memmer, Lokalkompass Bochum
Humorvoller Hörspielabend mit klasse Live-Musik
Eine schöne, kleine Erfolgsgeschichte schreibt der Schauspieler Thomas Anzenhofer mit seinem „Solo für Kruske“. Auch die dritte Vorstellung am Samstag in den Kammerspielen war fast ausverkauft. Die Zuschauer lassen sich entspannt in ihre Sitze fallen und erleben einen spannenden, humorvollen Hörspielabend mit klasse Live-Musik.
Die Geschichte, die Anzenhofer in seinem Debüt als Krimiautor ausgeheckt hat, hat Charme: Erzählt wird von Paul Kruske, einem desillusionierten Bochumer Kommissar mit Hang zu Jazz und langen Thekennächten, der einen Doppelmord aufkflären soll. Weil er beide Opfer bestens kannte, gerät auch Kruske ins Visier der Ermittlungen. In bester Schimanski-Tradition wird der Kommissar vom Dienst suspendiert – und ermittelt auf eigene Faust.
Ohne irgendeinen Schauplatz beim Namen zu nennen, führt Anzenhofer seine Zuhörer durch eine Vielzahl bekannter Locations: von der legendären Bermudadreieck Kneipe „Intershop“ bis zum Musikforum. Auch ein gewisser Immobilienkonzern (hier „Livonia“ genannt) bekommt gehörig sein Fett weg. Bei alledem ist der Autor mächtig im Einsatz, denn er liest den Krimi nicht nur vor , sondern betätigt nebenbei auch diverse Kameras und Schaltknöpfe. Denn das ist der Trick: Der Krimi wird von Videos begleitet, die der Lesung einen künstlerisch verfremdeten Touch verleihen. Das gerät teils wunderbar (wenn Kruske als Playmobil-Männchen nach Hause torkelt), teils etwas mühsam (wenn ellenlang nur unscharfe Rotweingläser zu sehen sind).
Dazu spielen Rüdiger Scheipner (Saxophon), Tarik Dosdogru (Vibraphon) und Christoph Kammer am Kontrabass einen leichten, swingenden Soundtrack, der die Füße wippen lässt. „Demnächst mehr von Kruske“, so verspricht der Abspann.
Wir würden uns freuen!
WAZ 25.3.2019, Sven Westernströer