Solo für Kruske

 


Thomas Anzenhofer mit seinem „Solo für Kruske“ erneut in den Kammerspielen gefeiert

Ein Kleinod in der Flut der Regionalkrimis

Zum wiederholten Mal war der in Bochum bestens bekannte Schauspieler Thomas Anzenhofer jüngst in den Kammerspielen des Schauspielhauses zu Gast, um ein „Solo für Kruske“ zu zelebrieren. Wem der Ermittler Kruske – eher ein Antiheld – ans Herz gewachsen ist, für den gibt es gute Nachrichten: Der WDR plant die Produktion eines Hörspiels.

Ein besonderer Genuss ist Kruske allerdings als „Live-Krimi-Lesung mit Videobeweis“, wovon sich das Publikum in den erneut ausverkauften Kammerspielen überzeugen konnte. Anzenhofer, der die Geschichten um den von Suchtproblemen gebeutelten Kommissar auch selbst schreibt, filmt live und erzeugt dabei die Bilder, die die originelle Geschichte illustrieren. Mit verblüffend einfachen Mitteln entstehen so interessante Effekte, etwa wenn eine Glasscheibe mit Wasser besprüht wird, um Regen zu simulieren. Besonders schön: Kruskes Lieblingsband „Tilda at 4 am“ steht leibhaftig auf der Bühne und unterlegt die Lesung mit geschmackvollem Jazz – zu anspruchsvoll fürs Formatradio, nicht avantgardistisch genug für Jazz-Hipster.

Und so sind auch die Geschichten um Kruske: Sie erfüllen auf jeden Fall die Konventionen des Krimi-Genres, sind aber deutlich sorgfältiger gearbeitet als die Regionalkrimi-Konfektion – Seitenhiebe auf in Bochum ansässige Unternehmern und die Tempel der Hoch- und Populärkultur inklusive.

Der ohnehin eher wacklig im Leben stehende Kruske wird im neuesten Fall mit zwei Morden konfrontiert, die sein Leben unmittelbar berühren: Mit beiden Frauen war er eine Zeit lang liiert. Dass ihn auch mit dem Täter einiges verbindet, gibt dem Fall zum Ende hin noch einmal richtig Drive. Fazit: Mit diesem Chaoten Kruske verbringen wir gerne unsere Zeit – und wünschen uns noch so manche Fortsetzung.

Nathalie Memmer, Lokalkompass Bochum