Well, you´re my friend

Well, you´re my friend Mehr von Johnny Cash und Weggefährten Die Cash TV-Show im Schauspielhaus Bochum, Premiere Okt. 2012, Fassung: Anzenhofer/ Haugk/ Reich      Regie: Barbara Haugk, Musikalische Leitung: Thorsten Kindermann

 

 

 

Ray Charles, Stevie Wonder, Jerry Lee Lewis, Liza Minelli, Bob Dylan, The Temptations – sie alle bringt das Schauspielhaus Bochum auf seine Bühne. Die wird für „Well, you’re my friend“ zu den Fernsehstudios in Nashville, Tennessee im Jahr 1969. Die Premiere am Donnerstag wurde vom Publikum bejubelt.

Samstag für Samstag lud Johnny Cash damals für seine TV-Show befreundete Musiker ein. Hier ist es Thomas Anzenhofer, der nach dem mit Kultstatus behafteten „Tribute to Johnny-Cash“- Abend erneut den Sänger spielt. Eine gute Show – das ist das Ziel, damals wie heute. Und es gelingt. Da braucht das „Applause“-Zeichen gar nicht aufleuchten. Die Zuschauer klatschen begeistert ab dem ersten Lied, Johnny Cashs „Daddy sang bass“.

Die Inszenierung von Barbara Hauck zeigt die Show auf einer Bühne, die an das Vorbild erinnert, führt aber auch Backstage. Hier wird über Kommerz und Kunst diskutiert, über die Zwänge des Fernsehens oder den beklagenswerten Zustand Amerikas. Und immer wieder gibt es Anlass für einen neuen Song. Zu dem die durchweg großartigen Musiker dann auch mal Wasserkanister oder Bügeleisen als Percussioninstrumente einsetzen.

Nicht immer wird klar, wer da gerade auf der Bühne stehen soll. Egal. Es geht nicht um eine Imitation der Show und der Künstler. So kann Torsten Kindermann mit langen blonden Haaren eine Jazzversion von „Ring of Fire“ singen wie einst Ray Charles.

Stormy weather, American Woman, Stand by your man, Fancy oder Blue Moon of Kentucky, die Freude im Publikum ist groß über die vielen Evergreens. Zumal sie von solch tollen Sängern vorgetragen werden. Anzenhofers tiefe Stimme passt perfekt zu Johnny Cash. Veronika Nickls hoher Sopran und Linda Bockholts Soulstimme ergänzen sich gut. Nicola Mastroberardino bringt mit „Sittin’ in the dark of the bay“ einen der ernsten Momente, wenn er als grünes Monster aus der Tonne steigt, aus dem sich ein Vietnam-Soldat herausschält.

Das Ensemble, die Lieder, die Story, alles stimmt an dem Abend, der nach drei Stunden, vielen Bravos und etlichen Zugaben mit einem deutschsprachigen Lied Cashs endet. „Viel zu spät, wie so oft im Leben, habe ich das bereut“, singen sie da. Ihren Theaterabend werden sie nicht gemeint haben.

Ronny von Wangenheim-Ruhrnachrichten

…Thomas Anzenhofers rauchiger Bass und Veronika Nickls schriller Sopran, ein schmachtender und schmalzender Nicola Mastroberardino und eine Rock-Röhre Linda Bockholt, die gerade noch bei „Tell me“ sich selbst an der Gitarre begleitet hat, mit „Save me“ das Parkett um den kleinen Finger wickelt und dann am Schlagzeug loslegt, dass einem Hören und Sehen vergeht- die Hymne auf diesen schon beinahe allzu perfekten Abend könnte schier kein Ende nehmen. Also: Hingehen und genießen!

Pitt Herrmann, Herner SN, 2012